Tagestour: Von Fehmarn nach Lolland mit dem Fahrrad
Der frühe Vogel springt aufs Rad
Am zweiten Urlaubstag stehe ich in aller Herrgottsfrühe auf. Die Nacht in dem schmalen Bett im Ferienhaus meiner Schwester war sowieso kurz und traumlos, aber heute werde ich Träume wahr werden lassen. Mit meinem neuen Fahrrad, das sogar einen Namen trägt, werde ich mich allein auf ein kleines Abenteuer wagen. Das Wetter auf Fehmarn ist durchwachsen, etwas wolkig, aber so bekomme ich wenigstens keinen Sonnenbrand. Als stubenhockende Tippse im Homeoffice oder echten Office bin ich ziemlich blass geblieben und zu viel Sonne und frische Luft bin ich nicht gewohnt. Mit Sonnenbrille, Mütze, UV-schüztendem Shirt und Lichtschutzfaktor 50+ und etwas verpennt, mache ich mich bei bedecktem Himmel auf den Weg von Marienleuchte auf Fehmarn zum Fähranleger.
Radeln auf den "Spuren" der Scandlines-Fähre
Mein Start soll die Scandlines-Fähre von Puttgarden auf Fehmarn nach Rödby auf Lolland-in Dänemark sein. Etwas hektisch tippe ich mich durch das online Angebot der Scandlines und buche mich als Fußgängerin ein. Ich quetsche mich und mein Fahrrad in den zu engen Fahrstuhl und tappe den endlos langen überdachten Tunnel Richtung Fähre… Schonmal ein Fehler, erklärt mir bald ein netter Mitarbeiter, denn als Radfahrer muss man sich wie ein Auto in eine der vielen Spuren einreihen, die in den tiefen dunklen Bauch der Schiffe führen. So stand ich dort: etwas verloren zwischen gigantischen LKW´s, planlosen Wohnmobilen aus aller Welt und natürlich den normalen Autos. Als letzte darf ich endlich auch auf die Fähre, parke mein Rad hinter einem Truck und steige an Deck. Der Wind weht mir um die Nase und ich bin glücklich zwischen verliebten Paaren, die sich Dinge zuraunen, Hundebesitzern und Touristen mit kleinen Kindern.
Mein Tipp:
Als Fahrradfahrer fährt man wie ein Auto auf die Fähre, und zwar auf der gelben Spur.
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Leckereien und hübsche Souvenires
Erstmal gibt es einen leckeren Cafe und dann entdecke ich ein interessantes Frühstücksbüffett im Lokal am Bug oder Heck.. je nachdem in welche Richtung es geht. Wenn man möchte und sehr hungrig ist, kann man all you can eat in 45 Minuten machen oder all you can stopf.
MV Prins Richard heißt mein Schiff und ich betrachte interessiert die technischen Details auf dem Bildschirm und orientiere mich auf der „Schiffslandkarte“. Wo ist das Shoppingparadies mit all den Düften, Lippenstiften und Andenken? Dort verbringe ich ein Weilchen und entdecken ein Parfüm für sehr kleines Geld. Auch ein dänisches Männlein, das als Schlüsselanhänger und weiteren undefinierbaren Funktionen dient und HOptimist heißt, was mich fröhlich stimmt.
Mein Tipp: Teilweise sind sonst teure gängige Parfümsorten um 80% reduziert, es lohnt also, sich eine Weile mit dem Grabbeltisch zu beschäftigen.
Angekommen auf der Fähren Landebahn mit gefühlt hundert Spuren radele ich mutig an den LKW Schlangen vorbei. Richtung.. ja wohin eigentlich. Ich schlängele mich durch Rödby´s Hafen und dann irgendwie durch den Ort, bis ich am Deich angekommen bin.
Radeln „Against the Wind“ oder doch mit Rückenwind?
Entgegen der üblichen Windrichtung habe ich heute Glück, denn der Wind kommt aus Osten und pustet mich förmlich schwerelos am Wasser entlang. Fast menschenleer ist der Weg, der das Meer säumt und Lollands Südwestküste ist abwechslungsreich.
Bald passiere ich den öffentlichen Nacktbadestrand links und ein paar dösende Kühe rechts. Immer wieder stehen hübsche Ferienhäuser hinterm Deich, deren gepflegte Gärten und gemütlich dösende Feriengäste ich im Vorbeiradeln etwas neidisch beäuge. So ein Ferienhaus in Dänemark ist ein Traum.
Beim Radfahren entdeckt: Von Flohmärkten, roten Pölsern und Seefahrts-Träumen
Ich fahre weiter und weiter, es ist ja so leicht und nach fast 10 Kilometern entdecke ich in einer der Ferienhaussiedlungen im Örtchen Kramnitze eine kleine Attraktion: Unten am Deich auf einem kleinen Parkplatz ist ein Flohmarkt. Ja, auch in einem Ferienhaus kann sich einiges ansammeln und die freundlichen Dänen geben mir Einblick in das, was sie nicht mehr brauchen. Da ich keine Krone in der Tasche habe und auf dem Fahrrad eh kein Platz, muss das hübsche Kaffeekännchen dortbleiben. In dem gegenüberliegenden Krämerladen erstehe ich rote Pölserwürstchen, dessen Minibetrag sich mit der EC Karte zahlen lassen kann und entdecke dann gleich um die Ecke einen malerischen Minihafen mit bunten Booten und bärtigen Kapitänen. Ich pausiere dort im Gras und träume ein Weilchen von einer Seefahrt in die weite Welt.
Radlers Spuren am Strand: Sandengel am einsamen Strand
Meine Fahrt führt mich weiter gen Westen, immer auf dem Deich entlang, bis ich diesen menschenleeren weißen Strand hinter den Dünen erblicke. Überhaupt genieße ich diese Einsamkeit mit allen Sinnen, gehe barfuß durch den Sand, lasse mir die Wellen um die Füße spülen und lege mich dann für einen Sandengel in den weichen Sand. Inzwischen ist die Sonne da, sodass ich in meine Shorts schlüpfe und weiter geht es. Meditativ fast gleite ich dahin, bis ich nach 20 Kilometern nicht mehr mag.
Fahrtwind im Ohr und Vanille im Bauch: Durchhalten auf der Rücktour
Die Rückfahrt ist anders… der Wind pustet mir konstant penetrant entgegen, sodass ich weite Strecken lieber auf einer kleinen Straße fahre anstatt auf dem exponierten Deich. Zwischendurch muss ich schieben, um mir kleine Pausen zu gönnen, ohne den ewigen Wind in den Ohren. Mehr als das Strampeln ermüdet mich der Lärm vom Wind im Ohr und meine Laune sinkt. Endlich ein echter Grund, um anzuhalten: Ein Softeisbüdchen. Welch Lichtblick. Ich gönne mir ein leckeres dänisches Softeis Vanille und vergesse den „Guf“, das ist ein typisch dänisches Topping, das ich eigentlich noch dringend kennenlernen möchte. Egal, weiter geht es frisch gestärkt.
Mein Tipp: Rosa farbenes „Guf“ gibt es nur in Dänemark als Topping auf dem weltbesten Softeis, dass man unbedingt probieren muss.
Unverplanter Küstenzauber mit Glücksmomenten auf dem Rad
Ich bin fast 40 Kilometer an der Küste hin und zurück geradelt, meinem Tempo und den vielen kleinen Trödelleien geschuldet brauchte ich dafür ca. 7 Stunden. Um 18 Uhr trudelte ich wieder in Marienleuchte auf Fehmarn ein, und ließ mich glücklich in den Strandkorb im Garten plumpsen. Die Tour war nicht sehr durchgeplant, sondern eher auf zufällige Entdeckungen gebaut, trotzdem habe ich mich nicht verirrt oder verfahren. Das Schönste war es, allein für mich mit meinem Gedanken am Meer zu sein, die der Wind dann einfach wegblies.
Mein Tipp: Frei nach Alain Gillot: The Best Thing That Can Happen To You: You Can Get Lost
* Wir haben mit der Scandlines Deutschland GmbH eine Vereinbarung über die Weitervermittlung von Fährreisen abgeschlossen. Für jede Produktvermittlung der Scandlines Deutschland GmbH können wir eine Provision von der Scandlines Deutschland GmbH erhalten. Für die Scandlines-Produkte gelten die Scandlines Beförderungsbedingungen. Bitte informieren Sie sich über die Bedingungen der gewählten Ticketart auf der Internetseite von Scandlines.
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