Jonathan Seifferth
Stipendiat Jonathan Seifferth
Auslandssemester: Universidad Católica de Valencia, Spanien (01.2025 - 06.2025)
Jonathan studiert Finance & Management an der International School of Management (ISM) in München. Sein Auslandssemester hat er an der Universidad Católica de Valencia in Spanien verbracht – eine bewusste Entscheidung, um seine Spanischkenntnisse zu vertiefen und internationale Erfahrung zu sammeln.
„Sprache ist für mich nicht nur Mittel zur Kommunikation, sondern auch der Schlüssel zu Kultur, Verständnis und echter Verbindung über Grenzen hinweg.“
An der UCV belegte Jonathan unter anderem die Kurse World Economy, Statistics, Creativity & Innovation sowie Spanisch. Besonders spannend findet er die internationale Perspektive auf wirtschaftliche Zusammenhänge und die multikulturelle Lernumgebung, die ihn dazu motiviert, über den Tellerrand hinauszudenken.
Neben dem Studium war das Semester in Spanien auch persönlich prägend: Es war Jonathans erster längerer Auslandsaufenthalt – eine Zeit voller neuer Eindrücke, Herausforderungen und persönlichem Wachstum.
Beruflich sieht sich Jonathan in einem internationalen wirtschaftlichen Umfeld – etwa in der Beratung, im Finanzsektor oder im Bereich globaler Entwicklung. Das Auslandssemester war für ihn ein entscheidender Schritt auf diesem Weg.
Wir gratulieren Jonathan herzlich zum Stipendium und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg auf seinem Weg!
Valencia – Zwischen Alltag, Uni und Selbstständigkeit: Mein Erfahrungsbericht
1. Einleitung
Mein Name ist Jonathan Seifferth und ich studiere im Bachelorstudiengang Finance & Management an der International School of Management (ISM) in München. Im Rahmen meines vierten Semesters hatte ich die Möglichkeit, von Mitte Januar bis Mitte Juni 2025 ein Auslandssemester an der Universidad Católica de Valencia (UCV) in Spanien zu absolvieren. Diese Erfahrung wurde durch das Feline Holidays Global Engagement Scholarship ermöglicht, für dessen Unterstützung ich sehr dankbar bin.
Meine Entscheidung für Valencia war in mehrfacher Hinsicht bewusst getroffen. Zum einen hatte ich bereits an der ISM begonnen, Spanisch als Fremdsprache zu lernen, und wollte meine Kenntnisse in einem authentischen Umfeld weiter ausbauen. Zum anderen faszinierte mich die kulturelle Vielfalt Spaniens, insbesondere der Region Valencia, sowie das mediterrane Klima und die entspannte Lebensart. Valencia vereint historische Architektur mit moderner Stadtentwicklung, eine vielfältige Kulturszene mit studentischem Flair – ideale Voraussetzungen für ein inspirierendes Auslandssemester.
Mit dem Aufenthalt verfolgte ich mehrere Ziele: Neben der sprachlichen Weiterentwicklung wollte ich mein Studium um internationale Perspektiven erweitern, neue Kontakte knüpfen, meine interkulturelle Kompetenz stärken und mich sowohl fachlich als auch persönlich weiterentwickeln. Ich war neugierig darauf, mein bisheriges Wissen in einem neuen Hochschulkontext anzuwenden, andere Denkweisen kennenzulernen und mich in einem internationalen Umfeld zu bewähren.
Auf das Feline Holidays Scholarship wurde ich durch eine Informationsveranstaltung an meiner Hochschule aufmerksam. Die Möglichkeit, mich um ein Stipendium zu bewerben, erschien mir sofort als sinnvolle Chance, mein Auslandsstudium nicht nur finanziell abzusichern, sondern auch Teil eines Förderprogramms mit internationalem Fokus zu werden. Die Bewerbung motivierte mich zudem, meine Ziele klar zu formulieren und mich intensiv mit der geplanten Auslandserfahrung auseinanderzusetzen.
Zur Vorbereitung gehörten unter anderem die Kommunikation mit früheren Outgoings, die Auswahl geeigneter Kurse, organisatorische Aspekte wie Wohnungssuche und Versicherung sowie gezielte Sprachvorbereitung. Rückblickend war diese Phase bereits ein erster wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit und aktiver Auseinandersetzung mit einem neuen Lebensabschnitt.
2. Akademischer Teil
Während meines Auslandssemesters an der Universidad Católica de Valencia belegte ich vier Kurse, die sowohl thematisch als auch methodisch sehr abwechslungsreich waren. Diese Kurse bildeten eine ausgewogene Kombination aus betriebswirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen und sprachlichen Inhalten und passten damit hervorragend zu meinem Studiengang Finance & Management. Drei der Kurse wurden auf Englisch unterrichtet, was für mich als nicht-muttersprachlicher Teilnehmer zunächst eine Herausforderung, gleichzeitig aber auch eine Bereicherung darstellte. Der vierte Kurs war ein Sprachkurs, der vollständig auf Spanisch stattfand und meine sprachlichen Fähigkeiten gezielt förderte.
Die Lehre an der Universidad Católica de Valencia zeichnete sich durch eine hohe Praxisorientierung und Interaktivität aus. In nahezu allen Kursen gehörten Präsentationen, Gruppenprojekte und kleinere Hausarbeiten zum Standard. Die Dozierenden ermutigten uns, aktiv mitzuarbeiten, Fragen zu stellen und eigene Ideen einzubringen. Das Bewertungssystem war transparent und fordernd zugleich: Die Abschlussprüfung machte in der Regel 50 % der Gesamtnote aus, während die anderen 50 % durch kontinuierliche Leistungen wie Präsentationen, Mitarbeit und Projektarbeiten ermittelt wurden. Dieses System förderte eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Inhalten, anstatt nur auf eine finale Prüfung hinzuarbeiten.
Die Organisation der Kurse verlief weitgehend reibungslos. Die Stundenpläne waren übersichtlich gestaltet, Änderungen wurden rechtzeitig kommuniziert, und das digitale Lernsystem der Universität funktionierte zuverlässig. Besonders hervorheben möchte ich die gute Betreuung durch die internationalen Koordinatorinnen, die jederzeit ansprechbar waren und den Einstieg in das spanische Studiensystem erheblich erleichterten. Auch der Kontakt zu den Dozierenden war positiv: Sie nahmen sich Zeit für Fragen, gaben konstruktives Feedback und unterstützten uns aktiv bei Gruppenarbeiten und Prüfungsprojekten.
Rückblickend war die akademische Komponente meines Auslandssemesters nicht nur ein inhaltlicher Gewinn, sondern auch eine Gelegenheit, neue Arbeits- und Denkweisen kennenzulernen. Der Wechsel von einem eher theoriebasierten Studienansatz hin zu einer interaktiven, anwendungsorientierten Lehre hat meinen Blick auf das Lernen verändert. Ich habe gelernt, Probleme analytischer zu betrachten, im Team effektiver zu kommunizieren und komplexe Inhalte verständlich zu präsentieren. Die gesammelten Erfahrungen haben mein Studium an der ISM bereichert und meine Begeisterung für wirtschaftliche Zusammenhänge noch einmal verstärkt.
3. Alltag & Leben vor Ort
Während meines Auslandssemesters lebte ich im Stadtteil Benimaclet – einem bei Studierenden beliebten Viertel nördlich des Stadtzentrums von Valencia. Der Stadtteil hat sich seinen charmanten, fast dörflichen Charakter bewahrt und zeichnet sich zugleich durch eine lebendige, multikulturelle Atmosphäre mit Cafés, kleinen Märkten, studentischen Kneipen und viel Straßenkunst aus. Gemeinsam mit zwei Freunden, die ich bereits von der ISM kannte, wohnte ich in einer geräumigen Altbauwohnung mit Balkon und Gemeinschaftsküche. Die vertraute Umgebung erleichterte den Einstieg und bot in den ersten Wochen eine stabile soziale Basis.
Unsere Lage war ideal: In Laufweite zur Universität und mit direktem Zugang zur Metro, Einkaufsmöglichkeiten und dem städtischen Fahrradleihsystem Valenbisi. Valencia gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte Spaniens – dank flacher Straßen, gut ausgebauter Radwege und eines zuverlässigen Leihradsystems. Ich nutzte das Fahrrad täglich für den Weg zur Universität sowie für Fahrten an den Strand oder in die Altstadt. Ergänzt wurde das durch ein dichtes, pünktliches Netz aus Bus, Tram und Metro, das selbst entlegenere Stadtteile und das Umland gut erreichbar machte.
Mein Alltag war geprägt von einer ausgewogenen Mischung aus Studium, Freizeit und Erkundung. Besonders wichtig war mir, sportlich aktiv zu bleiben. Ich trainierte regelmäßig im Fitnessstudio und nutzte die Nähe zum Meer für morgendliche oder abendliche Läufe entlang der Strandpromenade – nicht nur sportlich, sondern auch mental wohltuend. An den Wochenenden spielte ich mit Freunden Beachvolleyball und probierte neue Sportarten wie Padel oder SUP (Stand-up-Paddling) aus – Aktivitäten, die mir zuvor nur theoretisch bekannt waren.
Auch kulturell hat Valencia viel zu bieten: Museen, historische Gebäude, Veranstaltungen und Feste prägen das Stadtbild. Besonders eindrucksvoll waren für mich die „Fallas“ – das berühmte Frühlingsfest, bei dem riesige, kunstvoll gestaltete Figuren errichtet und am Ende in spektakulären Feuerritualen verbrannt werden. Musik, Feuerwerk und Paraden verwandeln die Stadt in einen emotional aufgeladenen Ausnahmezustand – eine intensive Erfahrung, die tiefe Einblicke in die lokale Kultur bot.
In meiner Freizeit unternahm ich zahlreiche Reisen – innerhalb Spaniens, aber auch darüber hinaus. Mit Freunden besuchte ich Mallorca, Ibiza und Madeira – Inseln, die sich durch günstige Flüge unkompliziert erreichen ließen und jeweils ganz eigene landschaftliche Reize boten. Innerhalb der Region Valencia erkundeten wir Orte wie Alicante, Peñíscola, Xàtiva oder Dénia, besichtigten Burgen, Strände und Naturparks – Erlebnisse, die das Semester abrundeten und meinen Blick auf die kulturelle und geografische Vielfalt Spaniens erweiterten.
Eine besondere Herausforderung – und zugleich Lernchance – war der Kontakt zu Einheimischen. Da viele Spanierinnen und Spanier außerhalb der Universität nur wenig Englisch sprechen, gestalteten sich Gespräche anfangs schwierig. Doch mit wachsender Sprachkompetenz fiel es mir zunehmend leichter, mich in Alltagssituationen wie im Café, beim Sport oder Einkaufen aktiv einzubringen. Es waren oft kleine, aber prägende Begegnungen, die meinem Aufenthalt Authentizität und Tiefe verliehen.
Trotzdem entstand mein engster Freundeskreis vor allem unter anderen Erasmus-Studierenden. Wir kamen aus ganz Europa, aber auch aus Kanada und Lateinamerika – was zu intensiven interkulturellen Diskussionen über Politik, Bildung, Kultur und persönliche Erfahrungen führte. Diese Vielfalt war bereichernd und spiegelte sich auch in der universitären Gruppenarbeit wider, in der kulturelle Sensibilität und Kommunikationsfähigkeit essenziell waren. Beides konnte ich im Verlauf des Semesters deutlich weiterentwickeln.
Auch kulinarisch war Valencia eine Entdeckung: Die mediterrane Küche mit frischen Zutaten, Fisch, Olivenöl und Gemüse hat nicht nur hervorragend geschmeckt, sondern auch mein Bewusstsein für gesunde Ernährung verändert. Neben der berühmten Paella Valenciana probierte ich regionale Spezialitäten wie Horchata (ein süßes Getränk aus Erdmandeln), Fideuà (eine Art Nudelpaella) oder Ensaimadas (süßes Hefegebäck). Diese kulinarischen Erlebnisse trugen ebenso dazu bei, dass sich mein Aufenthalt bald nicht mehr wie ein Auslandssemester, sondern wie ein zweites Zuhause anfühlte.
4. Persönliche Erfahrungen & Entwicklung
Das Auslandssemester in Valencia war nicht nur akademisch bereichernd, sondern vor allem auch persönlich eine tiefgreifende Erfahrung. Schon nach wenigen Wochen wurde mir klar, wie sehr ein neues Umfeld – mit anderen Gewohnheiten, einem anderen Lebensrhythmus und einer neuen Sprache – die eigene Sicht auf sich selbst und die Welt verändern kann. Was zunächst wie eine Herausforderung wirkte, entwickelte sich rasch zu einer Chance für persönliches Wachstum.
Eine der bedeutendsten Entwicklungen betraf meine Selbstständigkeit. Während ich in Deutschland auf ein vertrautes Umfeld und ein stabiles soziales Netz zurückgreifen konnte, war ich in Valencia plötzlich auf mich selbst gestellt – zumindest in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Ich musste mich um organisatorische Fragen wie Mietvertrag, Versicherungen, Strom- und Internetversorgung kümmern, Termine koordinieren und mich dabei in einer fremden Sprache verständigen. Diese Selbstverantwortung hat mein Selbstbewusstsein deutlich gestärkt. Ich habe gelernt, Probleme pragmatisch zu lösen, mit Unsicherheit umzugehen und Verantwortung zu übernehmen – Fähigkeiten, die mir in Zukunft nicht nur im Studium, sondern auch im Berufsleben zugutekommen werden.
Auch meine sprachliche Entwicklung war ein zentraler Bestandteil dieser Zeit. Zu Beginn des Semesters war es für mich eine echte Herausforderung, mich im Alltag auf Spanisch zu verständigen – sei es beim Arztbesuch, im Supermarkt oder bei der Wohnungsverwaltung. Doch durch die tägliche Anwendung, den Spanischkurs und den Kontakt mit einheimischen Studierenden verbesserte sich mein Sprachverständnis kontinuierlich. Nach wenigen Wochen konnte ich Gespräche führen, auf Probleme reagieren und mich auch in spontanen Alltagssituationen sicher bewegen. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn ich merkte, wie mein passiver Wortschatz aktiv wurde – ganz besonders dann, wenn ich ohne nachzudenken antworten konnte.
Sportlich habe ich mir ebenfalls klare Ziele gesetzt – und erreicht. Ich wollte meine Ausdauer verbessern, regelmäßig ins Fitnessstudio gehen und mehr Bewegung in meinen Alltag integrieren. Die Bedingungen in Valencia waren dafür ideal: das mediterrane Klima, die Nähe zum Meer, die gute Infrastruktur für Läuferinnen und Läufer sowie die Möglichkeit, neue Sportarten auszuprobieren. Ich habe gemerkt, wie wichtig körperliche Betätigung als Ausgleich zum Studium ist – nicht nur für die physische Gesundheit, sondern auch für die mentale Stärke. Diese Erkenntnis werde ich langfristig in meinen Alltag integrieren, auch zurück in Deutschland.
Wertvoll waren auch die sozialen Erfahrungen: Ich habe neue Freundschaften geschlossen, mich in neue Gruppen eingefunden, interkulturelle Konflikte gelöst und gelernt, mich in heterogenen Teams zu behaupten. Besonders die Gruppenarbeiten an der Universität, bei denen Menschen aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Herangehensweisen aufeinandertreffen, haben meine Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten verbessert. Ich lernte, geduldig zuzuhören, kulturelle Unterschiede zu respektieren und meine Argumente zielgerichtet und diplomatisch einzubringen.
Ein Punkt, den ich besonders hervorheben möchte, ist die Erfahrung des „Ankommens“. Anfangs fühlte sich vieles fremd an: das Straßenbild, der Sprachklang, das Temperament der Menschen, sogar die Ladenöffnungszeiten. Mit der Zeit jedoch entwickelte ich ein Gefühl der Vertrautheit. Aus dem Stadtplan wurde eine innere Karte, aus fremden Cafés wurden Stammorte, aus Unbekannten wurden Freunde. Dieses „Ankommen“ in einer fremden Stadt – das Gefühl, sich wirklich zuhause zu fühlen – war für mich einer der emotional bedeutendsten Momente des gesamten Semesters.
Darüber hinaus wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, sich bewusst aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. Viele meiner schönsten Erinnerungen begannen mit einem Moment des Zögerns: ein Gespräch mit einer unbekannten Person, ein spontaner Ausflug, ein Vortrag in einer Fremdsprache. Rückblickend waren es gerade diese Situationen, die meinen Mut gestärkt, meine Flexibilität trainiert und meine persönliche Entwicklung beschleunigt haben.
Insgesamt hat das Semester in Valencia mein Selbstbild verändert. Ich habe erkannt, wie sehr ich in der Lage bin, mich auf neue Umstände einzustellen, eigenständig zu handeln und Chancen aktiv zu gestalten. Diese Einsicht – kombiniert mit konkreten, im Alltag spürbaren Fortschritten – zählt für mich zu den größten Erfolgen dieser Zeit.
5. Fotogalarie